Kloster Michaelstein

Kloster Michaelstein

Geschichte

Vor gut 875 Jahren ließen sich in einem Tal abseits Blankenburgs (Harz) Zisterziensermönche nieder. Aus einem anfänglich beschwerlichen Leben entwickelte sich eine wirtschaftlich erfolgreiche Abtei. Schenkungen, die gelobte Armut sowie das von Arbeit und strenger Eigenwirtschaft bestimmte Leben vermehrten den klösterlichen Besitz. 1543 legte der letzte katholische Abt sein Amt nieder, die Grafen von Blankenburg übernahmen das Kloster. Sie richteten eine Klosterschule ein, die auch nach Übernahme durch die Herzöge von Braunschweig Bestand hatte. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ Herzog Ludwig Rudolf umfangreiche Baumaßnahmen durchführen und ein Predigerseminar einrichten. Bis weit ins 20. Jahrhundert hatte die ehemalige Abtei nur noch wirtschaftliche Funktionen, die das Klostergut auch nach der Bodenreform unter verschiedenen Rechtsträgern behielt.

Seit nahezu 50 Jahren entwickelt sich das Kloster zu einem Ort kultureller Vielfalt um Natur, Klostergeschichte und Musik. Ob in Konzerten, bei einem Museumsbesuch oder einer der zahlreichen Veranstaltungen finden sich immer wieder neue und bunte Facetten an Michaelstein. Heute ist hier die Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis beheimatet. Seit vielen Jahrzehnten hat sie einen festen Platz in der europäischen Fachwelt.

Neben dem ausgeprägten musikalischen Schwerpunkt ist der gesamte Klosterkomplex inzwischen ein touristischer Anziehungspunkt, das Museum Kloster Michaelstein ist eine vielfältige Erlebniswelt aus Geschichte, Gärten und Musik an der Straße der Romanik und dem Europaradweg R1. Bei jedem Besuch lässt sich ganzjährig Neues entdecken: Ob bei einer Klosterführung oder bei den zahlreichen Workshops für Groß und Klein.

Museum

Klosterräume – Die Geschichte der weißen Mönche von Michaelstein

Dank umfangreicher Sanierungs- und Baumaßnahmen in der jüngeren Zeit sind die Klosterräume aus der spätromanischen und gotischen Zeit gut erhalten. Die erhabene Schlichtheit einer Zisterzienserabtei umfängt den Besucher eindrucksvoll im Kreuzgang, Refektorium und Kapitelsaal.  Die Anordnung der Arbeits- und Wohnräume der Chormönche und Laienbrüder im Erdgeschoss der Klausur entspricht weitestgehend dem Idealplan der Zisterzienser.

Der frühgotische Kreuzgang mit seinem Kreuzrippengewölbe ist der zentrale Mittelpunkt der Klausur, sowohl in spiritueller als auch in kommunikativer Beziehung. Überreste der Romanik sind ebenso wie Pflanzenelemente an Konsolen und Schlusssteinen erhalten geblieben. Die romanische Kirche und das Dormitorium (Schlafsaal) sind nur noch fragmentarisch erhalten. Hingegen zeigt das Refektorium besonders bemerkenswert eine alternierende Abfolge von Pfeilern und Säulen mit diversen Pflanzendarstellungen. Das Kalefaktorium lässt noch den schlichten Charakter eines Arbeitsraumes erahnen. Der Kapitelsaal ist vormals ein Versammlungs- und Beratungsraum der Mönche. Von der späteren Nutzung als Kirche zeugen noch die roten Weihekreuze. Die beiden Säulen sind wunderschön verziert. Eine Besonderheit stellt die sogenannte Abtskapelle dar, die vom üblichen Bauplan einer Zisterze abweicht. Hier haben sich zudem die einzigen gotischen Maßwerkfenster erhalten.

Klostergärten – Die blühenden Speisen und duftenden Arzneien der Mönche

Klostergärten dienten ursprünglich zur Sicherung der unabhängigen Selbstversorgung der Abtei. Innerhalb der Klausur waren Kräuter-, Gemüse- und Obstgärten, außerhalb der Mauern waren Wein-, Hopfen- und Kohlgärten angelegt. Die zwei Klostergärten mit zahlreichen Pflanzenschätzen sind ein Anziehungspunkt und gehören seit 2018 zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt. Beide Gärten sind nach Vorbild mittelalterlicher Pläne und Aufzeichnungen gestaltet.

Im Kräutergarten gedeihen etwa 260 Pflanzensorten, insbesondere Heilpflanzen des Mittelalters nach Vorbild des St. Gallener Klosterplans. So finden sich viele thematische Bereiche, in die Pflanzen eingeteilt wurden – Duft- und Wildkräuter, Sympathiepflanzen, Heil- und Gewürzkräuter, Marien- und Symbolkräuter, Zauberpflanzen sowie Färbekräuter. Der klösterliche Kräutergarten nahm früher als Heilmittellieferant eine sehr wichtige Stellung ein. Das Herzstück des Gartens bilden die mit Holzplanken eingefassten Kräuterhochbeete. Sie garantieren den wärmeliebenden Kräutern einen trockenen Fuß, gute Bodenbelüftung und leichtere Pflege.

Der Gemüsegarten zeigt die frühere pflanzliche Nahrungsvielfalt. Die etwa 100 angebauten Pflanzenarten repräsentieren insbesondere die feinen Gemüse und Würzen der Mönchstafel sowie deren gewöhnliche Hausgemüse und Ackerfrüchte. Das pflanzliche Nahrungsmittelangebot vergangener Zeiten wird durch Feldfrüchte, Getreide, Obstsorten und essbare Blütenpflanzen ergänzt. Beispiele eingebürgerter Gemüse des 16. bis 18. Jahrhunderts sind dem klösterlichen Gemüsegarten hinzugefügt.

Die Dauerausstellung Klostergärten: Entwicklung – Nutzung – Symbolik im ehemaligen Mönchsaal gibt Einblicke in die Gartenbauhistorie und zeigt Verbindungen zu Medizin, Ernährung, Kunst sowie klösterlicher Baukunst. Klostergärten des Mittelalters sind vorwiegend Nutzgärten für Kräuter, Obst und Gemüse. Benediktiner und Zisterzienser gelten heute als Begründer des europäischen Gartenbaus. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts sind Klöster die einzigen Kulturstätten für Pflanzen- und Heilkräuteranbau. Wesentliche Kenntnisse ihrer Gartenkultur finden sich in den Nutzgärten der Burgen und Landbevölkerung wieder. Mit den Jahrhunderten verändern sich die Klostergärten. Die Zahl der Gartenabschnitte nimmt zu, der Zier- und Repräsentationscharakter wird dominierend, aber die Gestaltungsmerkmale bleiben erhalten.

KlangZeitRaum – Dem Geheimnis der Musik auf der Spur

Schon die Zisterziensermönche erfüllten mit ihrem Gesang die ehrwürdigen Klosterräume. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts ertönt auch eine Orgel in der barocken Kirche. Ende der 1960er Jahre zog schließlich das von Dr. Eitelfriedrich Thom gegründete Telemann-Kammerorchester in die Klosteranlage ein. In der Folgezeit entwickelte sich das Kloster Michaelstein zu einem wichtigen und überregional bekannten Veranstaltungsort für Konzerte, Seminare, Kurse sowie internationale Konferenzen.

Die Aufführungspraxis Alter Musik, also das Bemühen um die Rekonstruktion des originalen Klangbildes, zieht sich dabei als Leitfaden durch die langjährigen und vielfältigen Aktivitäten der heutigen Musikakademie. Wesentlich dafür ist die Interpretation des Musikwerks mit historischen Musikinstrumenten. Aus diesem Grund werden seit Anfang der 1980er Jahre Musikinstrumente vergangener Zeiten gesammelt. Eine bedeutende Bereicherung mit etwa 500 Exponaten erfuhr die Michaelsteiner Musikinstrumentensammlung 1988 durch die Übernahme des Nachlasses des verstorbenen Restaurators Peter Liersch aus Potsdam. Im gleichen Jahr eröffnete Dr. Thom im Obergeschoss des Westflügels ein Musikinstrumenten-Museum.

Die Sammlung im Kloster Michaelstein weist inzwischen einen vom frühen 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfassenden Bestand von ca. 1.000 Exponaten auf, zu dem neben Musikinstrumenten und Streichbögen eine große Zahl von Toninformationsträgern gehören, darüber hinaus auch einige Grafiken und Möbel.

Die derzeitige Dauerausstellung „KlangZeitRaum – Dem Geheimnis der Musik auf der Spur“ ist seit Dezember 2012 im Kloster Michaelstein zu besichtigen. Musikinstrumente der jeweiligen Zeit bzw. deren Entwicklung vom historischen zum modernen Instrumentarium bilden auch den Kern dieser neuen Präsentation. Gleichzeitig zeigt sie sich als eine Ausstellung zur Aufführungspraxis und widmet sich dem Musik-Machen mehrerer Jahrhunderte.

Die Musikmaschine des Salomon de Caus – Eine Show anno 1615

Wasserrad betrieben, Stiftwalzen gesteuert und eine bewegliche Nymphenfigur – Klingende, lustige Automaten mit bewegten Figuren galten seit jeher als Attraktion.

In der Musikmaschine – einem mechanischen Kunstwerk, in dem eine Szene aus der antiken Mythologie von Orgelmusik begleitet wird – kombinierte der universale Ingenieur Salomon de Caus verschiedene mathematisch fundierte Wissenschaften und Künste: Die Kunst der Mechanik und des Maschinenbaus, die Bildhauerei, der Orgelbau und die Komposition von Musik fügen sich mit dem antiken Sujet zu einem Gesamtkunstwerk. Dieses ist nicht nur Zeugnis von Technik, Kultur und Lebensentwürfen zur Zeit ihrer gedanklichen Entstehung, sondern auch Zeugnis damaliger Visionen. Das Bewusstsein um solche Ideen, die kritische Auseinandersetzung mit nachhaltig in die Zukunft weisenden Entwicklungen, Elementen und vor allem auch Zusammenhängen lassen die Musikmaschine für die heutige Zeit zu einem Bildungsexponat par excellence werden. Kloster Michaelstein besitzt mit der Musikmaschine des Salomon de Caus ein solches als ein weltweites Unikat.

Ursprünglich ersann Salomon de Caus, Ingenieur und Gartenarchitekt, im frühen 17. Jahrhundert für den Heidelberger Schlossgarten eine Musikmaschine. Die Realisierung wurde durch den Dreißigjährigen Krieg verhindert. Eine Rekonstruktion gelang 1998. Erleben Sie die Musikmaschine im neuen Gebäude und lassen sich von dem Klangerlebnis und den sagenhaften Hintergründen begeistern!

Musikakademie Sachsen-Anhalt

Musikwissenschaft, Musikpraxis und Weiterbildung kommen hier zusammen, hier findet Aufarbeitung, Vermittlung und Verbreitung des musikkulturellen Erbes statt. Hier können Musiker entscheidende Impulse zur Aufführungspraxis und (Musik-)Pädagogen Anregungen für die tägliche Arbeit bekommen.

Die musikhistorische Forschung beschäftigt sich auch mit der regionalen Musikkultur, die Musikinstrumentenforschung kann auf eine umfangreiche Sammlung an historischen Musikinstrumenten zurückgreifen. Konzerte bieten ein abwechslungsreiches Programm, Kurse und Konferenzen stellen sich aktuellen Fragen zur Bildung und Aufführungspraxis.

Zwei Michaelsteiner Spezialitäten runden das Bild ab: „Alte Musik für junge Leute“ mit dem Jugendbarockorchester Michaelstein BACHS ERBEN und die facettenreiche „Basseurope Academy“.

Konzerte

International renommierte Interpreten, Nachwuchsmusiker und Teilnehmer unserer Kurse: Von Alter Musik über Klassik und Romantik bis zu Jazz, Rock und Pop reicht das Spektrum der Programme. Weil wir uns in Michaelstein schon seit 50 Jahren mit historischer Aufführungspraxis beschäftigen, suchen wir gern Musik der Barockzeit aus, ganz besonders gern jedoch Werke, die gerade erst wiederentdeckt wurden! Als Highlight sind diese Werke auch auf Instrumenten unserer Sammlung zu hören.

Die denkmalgeschützte Klosteranlage bietet dabei eine unvergleichliche Atmosphäre: Im Refektorium, im Salon, in der Alten Schmiede oder im großen Konzertsaal, der Musikscheune.

Kursprogramm

Unser Kursangebot ist so vielfältig wie unsere Teilnehmer. Die Kurse in der Musikakademie in Michaelstein decken eine große Bandbreite ab: Instrumental- und Vokalkurse aller Richtungen · Kurse zur Musikpädagogik · Kurse zur Rhythmik · Qualifizierungen zur Chorleitung · Weiterbildungen für Interpreten historischer Fächer · Weiterbildungen für Musiker auf modernen Instrumenten und vieles mehr. Abschlusskonzerte präsentieren die Ergebnisse einem interessierten Publikum.

Konferenzen

In jährlichen Konferenzen pflegt Michaelstein den Diskurs von Aufführungspraxis, Musikwissenschaft und Musikinstrumentenbau.

Die Wissenschaftlichen Arbeitstagungen bieten ein Podium für das gesamte Gebiet der „historischen Aufführungspraxis“: Auseinandersetzung mit den innermusikalischen Aspekten, Kenntnis über äußere Bedingungen und das interdisziplinäre Umfeld.

In den Symposien zum historischen Musikinstrumentenbau stehen einzelne Instrumentenfamilien in ihrer Entwicklung über mehrere Jahrhunderte im Mittelpunkt. Der Fachaustausch zwischen Musikwissenschaftlern, Museologen, Interpreten, Instrumentenbauern und Restauratoren dreht sich um vielfältige Aspekte der Originalinstrumente sowie um die Entwicklung anspruchsvoller Nachbauten für die heutige Musikpraxis.

In den Konferenzen trifft dabei Musikwissenschaft und Instrumentenkunde auf Musikpraxis, so durch musikalische Beispiele innerhalb der Referate oder Konzerte im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Vorträgen.

Proben- und Tagungsort

Landschaftlich reizvoll gelegen, gut ausgestattet mit Instrumenten und die sprichwörtlich klösterliche Ruhe sind beste Voraussetzungen für einen Kurs- oder Probenaufenthalt.

Das Besondere an Tagungen in Michaelstein: Das Kloster liegt außerhalb der Stadt – Ihre Gruppe kann sich voll und ganz auf das Tagungsziel konzentrieren. In den Tagungspausen: Nur ein paar Schritte – und Sie sind inmitten einer wunderbaren Harzlandschaft. Eine ganze Reihe von Incentives aus dem Kloster können Ihre Tagung ideal ergänzen: Kerzenscheinführung in der abendlichen Klausur; Drumcircle – nonverbales Teambuilding; Meditative Rundgänge im historischen Kreuzgang.

Für Ihren Aufenthalt zu einem Kurs oder einer Probenphase stehen Ihnen unsere zweckmäßig eingerichteten Gästezimmer im Hotel und Gasthaus „Zum weißen Mönch“ zur Verfügung. Bis zu 88 Teilnehmer finden in den 35 Zimmern Platz. Selbstverständlich bietet das Hotel Ihnen auch die Verpflegung vom Frühstück bis zur Vollpension.

Quelle: www.kloster-michaelstein.de